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Aktuelles

30.08.2022 | Pressemitteilung

Deutschland muss mehr in die Köpfe unserer Kinder investieren.

ASF-Unterbezirk Landkreis Harburg

SPD-Landtagskandidatin Sabine Schulz-Rakowski im Gespräch zu frühkindlicher
Bildung

Über frühkindliche Bildung sprach die SPD-Landtagskandidatin Sabine Schulz-Rakowski mit Gästen am 23. August im Dorfhaus Maschen. Im Mittelpunkt der Diskussion mit dem Bildungspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion Stefan Politze stand die Verbesserung der Ausbildung für Erzieher*innen, denn es gehe hier nicht nur um die Betreuung und Versorgung der Kleinen – Kitas seien heute vor allem Einrichtungen mit einem Bildungsauftrag. Die Qualität bleibe dabei vorrangig.

Meike Jensen, stellvertretende Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft für Bildung (AfB), thematisierte, dass gute Bildungspolitik sich nicht nur um eine umfassende Kinderbetreuung, sondern auch um die Ziele der frühkindlichen Erziehung kümmern müsse. „In den ersten Entwicklungsjahren legen wir eine gute Basis für eine gute Bildungsbiografie“, weiß Sabine Schulz-Rakowski aus ihrer Berufspraxis. Als sozialpädagogische Assistentin (SPA) ist sie selbst Kita-Fachkraft. Durch die Abschaffung des Schulgeldes für die Ausbildung und die Beitragsfreiheit in den Kindertagesstätten seien bereits einige wichtige Forderungen umgesetzt worden. „Die dritte Kita-Fachkraft in den Gruppen ist jetzt der richtige Ansatz, um eine gute frühkindliche Bildung anzubieten und die Fachkräfte zu entlasten“, stellte Sabine Schulz-Rakowski fest.

Intensiv diskutierte das Podium im Folgenden über Ausbildungsformen. Politze verteidigte die vierjährige schulische Ausbildung, weil die Absolvent*innen mit der Stufe 6 im Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) die Fachhochschulreife erzielen, was eine bessere Bezahlungsstufe rechtfertige. Eine dreijährige duale Praxisausbildung könnte früher die persönliche Eignung erkennbar machen, würde jedoch der DQR-Stufe 4 entsprechen. Aus dem Publikum wurde bedauert, dass der späte Einstieg aus der schulischen Ausbildung in die Praxis dazu führen könne, dass ein Ausbildungsplatz nicht zielführend genutzt würde. Aus der Praxis berichtete Schulz-Rakowski, dass das direkte Erleben im Kita-Alltag oft hilfreich sei, um zu erkennen, ob der Beruf einem passe. Eingehend auf eine Frage aus dem Publikum betonte sie: „Die Ausbildung muss so früh wie möglich dicht am Kind laufen – wenn schon eine längere Ausbildung von 4 Jahren, dann auf jeden Fall parallel geschaltet die Arbeit mit den Kindern, das heißt, die Praktika vor Ort sollen frühestmöglich starten.“ Sie setze sich dafür ein, dass auch im Kita-Bereich sehr nah an einem „Dualen System“ gearbeitet werde, bei besserer Vergütung; denn an der Bildung dürfe nicht gespart werden.

„In sozialen Berufen kann man nicht reich werden“, meinte Politze. Die Bildungspolitik müsse aber ihre Verantwortung umsetzen, dass diese hochqualifizierte und verantwortungsvolle Arbeit entsprechend entlohnt werden könne. Dazu brauche es auch formale Voraussetzungen. „Andererseits“, so wurde aus dem Publikum kritisiert, „fehlen bei unbezahlter schulischer Ausbildung weitere vier Jahre in der Altersvorsorge von Frauen, was durch die höhere Gehaltsstufe erst ausgeglichen werden muss“. Eine Lösung sei derzeit nicht in Sicht, erklärte Politze, weil der Bund das Bundesbildungsgesetz nicht ändere. „Für Niedersachsen war es unter dieser Bedingung wichtiger, die beitragsfreie Betreuung umzusetzen sowie den Fachkräftemangel durch die Einrichtung von mehr Ausbildungsplätzen zu begegnen“, sagte er. In Zukunft würden den Kommunen auch jeweils 20.000 Euro pro Ausbildungsplatz zur Verfügung gestellt, um den Auszubildenden einen Unterhalt zu gewähren, der sich allerdings auch nicht in der Rentenversicherung niederschlage.

Meike Jensen blickte mit Bedauern auf die niedersächsische Situation. In ihrer Heimatstadt Hamburg sei Kinderbetreuung seit Jahren beitragsfrei. Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD (AfB) setze sich schon lange für die bundesweite Gebührenfreiheit ein. Sie verwies auch auf das 2016 von der AfB ins Leben gerufene Programm „Treibhäuser der Demokratie“, das ausdrücklich vorsehe, dass bereits im frühkindlichen Bereich Teilhabe geübt werde.

Das Problem, die Beitragsfreiheit gegen Qualitätsüberlegungen auszuspielen, sei inzwischen überwunden. „Wir können uns heute darauf konzentrieren, in die Köpfe unserer Kinder zu investieren“, stellte Jensen fest und beschrieb den Wandel im Hinblick auf die Bedeutung der Kinderbetreuung. In den siebziger Jahren sei man auch in Hamburg davon ausgegangen: „Kinder müssen aufbewahrt werden“. Die Kita hatte ein „defizitäres Image“. Erst im Laufe der Zeit rückte die frühkindliche Bildung in den Mittelpunkt. „Die technische Diskussion über Ausbildungsformen ist wichtig. Aber Bildungspolitik muss darüber entscheiden, welche Rollenbilder vermittelt und welches Verhalten vorgelebt werden soll“, betonte Meike Jensen. Ein besonderes Anliegen sei ihr als Frauenpolitikerin, dass „selbstbewusste Mädchen“ in die Schule und ins Leben übergehen. Aus dem Publikum wurde ergänzt, dass gerade Kitas „Treibhäuser der Demokratie“ seien. Kinder sollten früh lernen, sich entscheiden zu können, um später zu echter Mitbestimmung fähig zu sein.

Das Publikum diskutierte intensiv mit. Unter anderem wurde die dringende Bitte an Stefan Politze herangetragen, die Sprachförderung, die derzeit als Projekt „Sprach-Kita“ finanziert wird, nicht zum Ende des Jahres auslaufen zu lassen; denn die zusätzliche Fachkraft zur Sprachförderung wird dringend in den Kitas benötigt. Politze erklärte dazu das formale Problem, nämlich, dass die derzeitige Bundesförderung erst nach der Landtagswahl im Oktober vom Land übernommen werden könne. Die beiden Anleiterinnen, die das Anliegen vorbrachten, ergänzten, dass für ihre Bildungsinstitute eine sichere Aussage nötig sei, sonst würden die Strukturen sich auflösen und stünden für die Weiterführung nicht mehr zur Verfügung.

Wie immer, so Politze, stehe am Ende der Debatte leider die Frage der Finanzierung. Die SPD Niedersachsen habe deshalb den Vorschlag entwickelt, dass Bildungsausgaben derzeit aus den Vorschriften der Schuldenbremse herausgenommen werden; „denn Bildung darf kein Sparvorhaben sein“, sagte er abschließend.