arrow-left arrow-right nav-arrow Login close contrast download easy-language Facebook Instagram Telegram logo-spe-klein Mail Menue Minus Plus print Search Sound target-blank X YouTube
Inhaltsbereich

Aktuelles

21.02.2017

Die AfB auf der weltgrößten Bildungsmesse didacta in Stuttgart

Die AfB auf der weltgrößten Bildungsmesse didacta in Stuttgart

Frühes Lernen in einer digitale Welt

Die neuen bildungspolitischen Herausforderungen sind unter anderem der demografische Wandel, die zunehmende Flexibilisierung der traditionellen Abfolge von Ausbildung und Berufstätigkeit und nicht zuletzt auch die fortschreitende Digitalisierung. Längst hat diese auch den Bildungsbetrieb erfasst und wird durch den DigitalPakt#D der Bundesregierung weiter vorangetrieben. Gerade in technischen Berufszweigen – akademischen wie Lehrberufen – wird ein möglichst frühes Heranführen an die digitale Welt gefordert. Der Didacta in Stuttgart liegt daher der Themenbereich Berufliche Bildung und Qualifikation besonders am Herzen. Bei einem Rundgang der SPD-Bildungsexperten auf der Messe im Februar konnte man neue Trends und Entwicklungen kennenlernen. Optimistisch stimmen der Elan und Ideenreichtum vieler Start-ups, die beim Betreten von Neuland Mut beweisen und dadurch zukunftsfähig werden.

Investitionen in die ersten Lebensjahre

Die didacta ist keine handelsübliche Messe, sie ist zu einem Ort des Diskurses geworden. Tatsächlich wurden in diesem Jahr doppelt so viel Fläche von ausländischen Firmen belegt wie bei der vorangegangenen Ausgabe der Bildungsmesse. Umgekehrt ist die deutsche Bildungswirtschaft noch nie so präsent im Ausland gewesen.

Um die großen Herausforderungen der Zeit zu meistern muss man das Bildungssystem gründlich umkrempeln. Es geht nicht mehr um die Vermittlung von Wissen als Selbstzweck, sondern um einen möglichst frühen Erwerb von Kompetenzen. Man muss begreifen, dass lebenslanges Lernen notwendig und die ganze Welt ein Lernort ist. Darin liege letztlich auch die Chance, maximale Bildungsgerechtigkeit zu erreichen. Kindern mit Migrations- und Fluchthintergrund müssen wir bestmögliche Bildungschancen bieten. Ein sprachlich fokussierter Integrationsansatz genügt hier nicht, da er nicht automatisch Erfolg garantiere: "Wir brauchen ein elaboriertes Integrationskonzept als Ergänzung des Bildungssystems.", so Wilmar Diepgrond, Vorsitzender des Verbandes der Bildungsmedien. Neue, digitale Medien könnten auch hier einen wertvollen Beitrag leisten.

Grundpfeiler ist ein stabiles Urheberrecht

Ein Grundpfeiler des Bildungssystems sei daher ein stabiles Urheberrecht. "Wir sind überzeugt, dass den allgemeinbildenden Schulen eine breite Auswahl an digitalen und analogen Materialien mit hohem Qualitätsstandard zur Verfügung stehen muss", erklärte Diepgrond. "Dann, und nur dann, kann mehr Technologie auch zu mehr Bildungserfolg und mehr Bildungsgerechtigkeit führen." Der Verband schließe sich explizit dem Apell „Die Bundesrepublik braucht freie Autoren und eine vielfältige Verlagslandschaft mehr denn je" an. Die geplanten Änderungen des Urheberrechts dürften nicht zu einem Verlagssterben führen.

Momentan verzeichnet die Bildungsbranche eine Umsatzsteigerung über alle Segmente von fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wichtigster Grund für diesen Zuwachs sind die gestiegenen Schülerzahlen durch Geflüchtete. So ist gerade in der Erwachsenenbildung der Markt für Deutsch als Fremdsprache um 25 Prozent gewachsen.

Inspiration und Tipps für Lehrer bei Adobe Education Exchange

Moderne Lehre bedeutet, Erlebnisse zu vermitteln und mittels kreativer Tools Faktenwissen mit Realität und Fantasie zu verbinden. Digitale Medien für Computer, Smartphone und Tablet können dabei immens helfen. Laut einer gemeinsamen Studie von Bitkom, VBE und Learntec möchte auch gern jeder zweite Lehrer häufiger digitale Medien einsetzen. Doch Fortbildungen sind rar. Insbesondere auf Ebene der Sekundarstufe I fordern 82 Prozent der Lehrer mehr Weiterbildungsangebote in diesem Bereich.

Auf Adobe Education Exchange finden jetzt Lehrkräfte Ressourcen für den Unterricht oder zur beruflichen Weiterbildung und können sich mit Fachkollegen weltweit austauschen.

Die Lernplattform von Adobe ist kostenlos nutzbar. Sie wurde von Pädagogen für Pädagogen entwickelt, die besonderen Wert auf Kreativität im Unterricht legen. In abwechslungsreichen Kursen, Workshops oder Live-Veranstaltungen vertiefen und erweitern Lehrkräfte ihr Know-how. Zudem können sie Tutorials und Projekte herunterladen, um ihren Schülern den Umgang mit digitalen Medien näherzubringen.

Auch die Autostadt aus Wolfsburg zeigte Ausschnitte aus ihrem umfangreichen Bildungsprogramm zum Themenbereich Mobilität.

Am Messestand auf der didacta reichte das Spektrum von einer kleinen Werkzeug-Manufaktur und 3D-Druck zum Ausprobieren, über Lehrerfortbildungen anhand von Mofa-Kursen bis hin zur eigenen Kochschule, in der eine Milchreismischung zusammengestellt werden kann. Im Rahmen der bundesweiten Kooperation der Autostadt mit UNESCO-Projektschulen wurden darüber hinaus Schülerinnen und Schüler aus der Region zu einem Kakao-Workshop eingeladen.

Die Autostadt ist vom Niedersächsischen Kultusministerium als außerschulischer Lernort anerkannt. Alle Bildungsangebote sind ausgerichtet am Curriculum Mobilität, einem Lehrplanwerk, mit dem niedersächsische Schulen praxisnahe Hinweise und Ideen erhalten, wie sie das Thema Mobilität in der Schule umsetzen können.

Medienkompetenz von Schülern stärken: „so geht MEDIEN“ startet

Wie entsteht eine Nachricht? Woher wissen Journalisten, ob etwas wahr ist? Öffentlich-rechtlicher Rundfunk – warum überhaupt? Diese und andere Fragen beantwortet ab sofort die neue Medienkompetenz-Website für Lehrkräfte und Schüler www.so-geht-medien.de. Mit dem Angebot, das heute an den Start geht, möchten ARD, ZDF und Deutschlandradio Lehrer und Schüler bei der Vermittlung und dem Erwerb von Medienkompetenz unterst

ützen.Mit Videos, Audios, Quiz, interaktiven Karten und Texten erklärt „so geht MEDIEN“ wie Medien funktionieren. Dazu gibt es Unterrichtsmaterial zum Download für Lehrkräfte und ein Online-Spiel. Das Modulkonzept für Schüler von 14 bis 16 Jahren richtet sich an Lehrer aller Schularten, die ihren Schülern mit aktiver Beteiligung Medienkompetenz innovativ und multimedial vermitteln möchten. Die Website bindet bestehende Angebote der ARD-Landesrundfunkanstalten, des Ersten, von ZDF und Deutschlandradio ein. Federführend wurde das Angebot vom Bayerischen Rundfunk realisiert.

Erste Themenschwerpunkte von „so geht MEDIEN“ sind die Entstehung und die Quellen von Nachrichten, Wahrheit und Lüge im Internet sowie der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Weitere Inhalte werden modular ergänzt.

Das Angebot ist flexibel einsetzbar: sowohl in Vertretungsstunden als auch im Fachunterricht, als komplette Unterrichtsstunde oder als Ergänzung zum eigentlichen Unterrichtsthema. Interessierte Lehrer und Schüler finden es unter www.so-geht-medien.de.

Interview mit Prof. Dr. Monika Buhl, Universität Heidelberg

Norbert Theobald kennt die Hochschuldozentin für Schulpädagogik, seit er mit ihr 2012 einen Film über die Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg drehen konnte. Bei dem Besuch auf der Didacta in Stuttgart sprachen beide auch über die Leitbildentwicklung von Schulen.

Frau Prof. Buhl, gute Bildung braucht gute Lehrkräfte. Was brauchen Lehrkräfte, um gut arbeiten zu können?

Lehrerinnen und Lehrer brauchen gute Arbeitsbedingungen, um guten Unterricht und gute Schule machen zu können. Gleichzeitig ist es ihr zentraler Arbeitsauftrag, für gute Bildung zu sorgen. Das ist das wesentliche Berufsziel. Voraussetzung hierfür ist aus meiner Sicht eine sehr gute fachliche Ausbildung, umfangreiches pädagogisches, didaktisches und diagnostisches Wissen sowie die Fähigkeit zur Selbstorganisation und Selbstreflexion, weil es ein Beruf mit großen Freiheiten ist.

Für das berufliche Handeln lassen sich allgemeine Rahmenbedingungen formulieren, die Engagement und Einsatzbereitschaft fördern. Ich zitiere hier sehr gerne die Selbstbestimmungstheorie von Edward L. Deci und Richard M. Ryan, in der drei menschliche Grundbedürfnisse formuliert werden, die für die Entwicklung intrinsischer Motivation bedeutsam sind: das Erleben von Autonomie, Kompetenz und sozialer Einbindung. Für Lehrkräfte ist es in diesem Sinne wichtig, dass sie Freiräume haben, wie sie ihre Arbeit gestalten können. Ebenso braucht es Rückmeldesysteme, beispielsweise durch die Schulleitung, die Entwicklungsmöglichkeiten aufzeigen. Häufig wird auch Feedback von den Schülerinnen und Schülern oder durch Kolleginnen und Kollegen im Kontext von Hospitationen eingeholt. All das unterstützt das Kompetenzerleben. Auch für die soziale Einbindung ist es wichtig, im Team zu arbeiten und sich auszutauschen.

Eine Umfrage des Didacta Verbands im Sommer 2016 hat ergeben, dass sich Lehrkräfte bessere Rahmenbedingungen wünschen. Dazu zählen eine fachliche Unterstützung bei pädagogischen Aufgaben oder eine bessere Ausstattung mit modernen IT-Geräten. Warum sind diese Bedingungen oftmals nicht gegeben?

An Schulen haben sich in den letzten Jahren die Anforderungen stark verändert, vor allem ist viel Neues dazugekommen. Nach dem PISA-Schock wurden z.B. die Bildungsstandards eingeführt, was mit regelmäßigen Vergleichsarbeiten und zentralen Leistungsüberprüfungen einhergeht. Zudem gibt es neue Herausforderungen, beispielsweise im Bereich des Ausbaus von Ganztagsschulen, der Inklusion, der Integration und insgesamt durch einen bewussteren Umgang mit Vielfalt. Ich habe den Eindruck, dass manche Schulen unter Druck geraten, wenn sie auf alle Anforderungen gleichzeitig reagieren möchten. Das überträgt sich dann auf die Lehrerinnen und Lehrer. Da gilt es gar nicht so sehr, die Rahmenbedingungen zu verändern, sondern ein schulspezifisches Leitbild zu entwickeln, entsprechende Schwerpunkte zu setzen und konkrete Pläne für deren Realisierung zu entwerfen. Wenn es eine Vision und ein Ziel gibt, gelingt es in der Regel auch, die Rahmenbedingungen entsprechend zu gestalten.

Was raten Sie Schulen, die selbst tätig werden wollen, um Lehrkräften ein optimales Arbeitsumfeld zu bieten?

Ich denke, sie sollten sich an ihrer Schulgemeinde, an den Kindern und Eltern sowie an ihrem lokalen Umfeld orientieren und – unter Einbezug aller – zentrale Ziele definieren. Hilfreich kann es sein, sich mit anderen Schulen zu vernetzen und sich darüber auszutauschen, wie verschiedene Anforderungen angegangen werden können. Nicht selten zeigen sich dabei ungewöhnliche und originelle Lösungen. In diesem Kontext möchte ich gerne auf die Schulen hinweisen, die beim Deutschen Schulpreis erfolgreich waren. Das sind eher selten toll ausgestattete, neu gebaute Schulen, sondern oftmals Schulen, die in einer Krise gesteckt haben. Aus dieser schwierigen Situation heraus wurden dann Ziele formuliert und kontinuierlich in diese Richtung gearbeitet. Das braucht neben Durchhaltevermögen vor allem eine starke Schulleitung, die das Kollegium unterstützt, Visionen zu entwickeln und anzugehen.